Klauenerkrankungen beim Schaf


Wenn das Klauenhorn zu lang wird, klappt es nach innen oder außen um. Im ersten Fall entstehen somit Höhlen, wo sich gern Bakterien vermehren, im zweiten Fall reißt das Horn ein und das Schaf kann sich leicht Steine oder Dornen eintreten. Wenn Klauen lange nicht geschnitten werden, wachsen diese schnabelartig nach vorne (Foto 1). Bei lehmigem Boden können sich Erdklumpen zwischen den Klauen ansammeln und beim Trocknen reiben und starke Lahmheiten verursachen.

Foto 1

Neben diesen einfacheren Lahmheitsursachen werden ansteckende Krankheiten wie besonders die Moderhinke stark gefürchtet. Wegbereiter ist das Bakterium Fusobacterium necrophorum, das überall in der Umwelt vorhanden ist, und erste schmierige Entzündungen zwischen den Klauen hervorruft. Wenn dann noch ein zweites Bakterium dazukommt, das Dichelobacter nodosus, entsteht die Moderhinke, die einen typischen süßlichen Geruch aufweist. Die Anfangsstadien befinden sich zwischen den Klauen, aber dann frisst sich der Erreger weiter durch das Klauenhorn und kann sogar ein Ausschuhen, das heißt einen kompletten Verlust des Klauenhorns (Foto 2), verursachen. Dieser auf Klauenhorn spezialisierter Erreger kann sich bis zu drei Jahren in der Klaue versteckt halten. Deswegen muss auch bei auf dem ersten Blick gesunden zugekauften Tieren immer eine zwei- bis vierwöchige Quarantäne und Kontrolle der Klauen erfolgen.

Foto 2

Die Moderhinke verursacht starke Lahmheiten, die Schafe können vor Schmerzen teilweise nicht mehr auf den Klauen laufen und fressen im Knien. Es entstehen nicht nur vermeidbares Tierleid, sondern auch Behandlungskosten, hoher Zeitaufwand für den Schäfer und geringere Leistung der Tiere. Moderhinke ist eine Faktorenkrankheit. Begünstigt wird sie durch feuchtwarme, sauerstoffarme Verhältnisse in der Klaue, sogenanntes „Gummistiefelklima“, das sich in den Höhlen von schlecht geschnittenen Klauen halten kann. Zudem feucht warmes Wetter, nasser Untergrund und ein schlechter Gesundheitszustand der Tiere.
Wenn man Moderhinke in seiner Herde hat, sollte man die gesunden von den kranken Tieren trennen. Es sollte schonend das erkrankte Klauenhorn weggeschnitten werden. Früher wurden sehr radikale, blutende Schnitte durchgeführt und die Schafe humpelten lange auf Stummeln. Heute mit den neuen Behandlungsmethoden ist dies nicht mehr zeitgemäß. Nach dem Schnitt kann man ein desinfizierendes Klauenspray, sogenanntes „Blauspray“, am besten das antibiotikahaltige vom Tierarzt auftragen. Die Schafe sollten auf einem trockenen, festen Untergrund aufgestallt und regelmäßig kontrolliert werden. Bei Moderhinke wächst das Klauenhorn unregelmäßig nach und muss deswegen häufig nachgeschnitten werden. Lieber jede Woche vorsichtig schneiden, als auf einmal zuviel abschneiden. In vielen Ämtern für Landwirtschaft und bei Schafverbänden werden Klauenkurse mit praktischen Übungen angeboten, wo auch ein langjähriger Schafhalter sich über die neue Erkenntnisse informieren kann.
Man kann auch vorbeugend mit Impfstoffen wie Footvax® oder bestandspezifischen für die Herde arbeiten, jedoch ist der Erfolg in jeder Herde unterschiedlich. Zudem gibt es Klauenbademittel wie z.B. das Golden Hoof Plus® aus Großbritannien, das aus Zinksulfat besteht. Am besten sollten die
Tiere mit sauberen Klauen 30-45 min darin stehen bleiben, jedoch ist ein regelmäßiges, langsames Durchlaufen, z.B. auf dem Weg zum Melkstand oder zur Weide sehr gut zur Vorbeugung. Das Zinksulfat wird nicht inaktiv durch Schmutz wie andere Substanzen und kann deswegen lange verwendet werden. In den letzten Jahren wurden Herden auch durch Antibiotikaspritzen gegen Moderhinke behandelt. Ob Einzeltiere oder Herden mit Antibiotika behandelt werden sollten, muss man mit seinem Haustierarzt besprechen, ob das in dem vorhandenen Fall sinnvoll und erfolgversprechend ist.
In letzter Zeit wird mehr über die genetische Komponente für Moderhinkeveranlagung geforscht. Auf alle Fälle sollte sich jeder Schafhalter notieren (oder z.B. durch einen Strich auf der Ohrmarke), wie häufig er ein Tier schon behandelt hat. Wenn ein Tier immer wieder rückfällig wird, sollte man es aus der Herde entfernen und auch seine Nachzucht. Eine Herde ohne Moderhinke ist deutlich gesünder und leistungsfähiger als eine mit immer wieder kehrenden Schmerzen.